Hautkrebs und Dörrpflaume

Vorhin war ich radeln. Morgens um zehn Uhr überlegte ich mir, dass ich mich lieber jetzt eine kleine Runde auf mein geliebtes Mountainbike schwinge, als am Nachmittag, wenn die Augusthitze die Luft so richtig schön zum Glühen bringt. 

 

Also füllte ich mir eine kleine Wasserflasche, cremte alle freien Körperstellen und mein Gesicht mit Sonnenschutz LSF 50 ein, zückte meine Sonnenbrille und holte mein Bike aus dem Keller. Um genervt von mir selbst festzustellen, dass meine kleine Rahmentasche für die Wasserflasche nicht da war, wo sie hingehörte: am Rahmen.

„Hach, ich fahre ja nur ein Stündchen. Ich brauche kein Wasser“, sagte mein jugendliches, wyldes Ich.

„Einen Sch… wirst du tun! Natürlich nimmst du Wasser mit!“, schimpfte mein erfahrenes, mütterliches Ich. Und wie man weiß, hat man gegen Mütter keine Chance, also verdrehte ich die Augen vor mir selbst, durchsuchte den Keller und fand endlich das gesuchte Objekt. 

 

Nun konnte es also endlich losgehen. Doch kaum vor der Haustür angekommen, lief ich gegen eine Wand aus Hitze! Mittlerweile war es zwar schon 10:30 Uhr, aber so eine Hitze hatte ich nicht erwartet, die Sonne brannte bereits gewaltig auf meiner Haut. Doch als begeisterte Breitensportlerin wollte ich wenigstes GANZ KURZ mal Fahrtwind um die Nase spüren und schwang mich auf mein Rad. Glücksgefühle! 

 

Die erste halbe Stunde lief (bzw. fuhr) gut und ich kam keuchend und schwitzend nach 11 km und 200 Höhenmetern an einem kleinen Birnbaum an, wo ich Pause machte und eine unreife Birne aß. Normalerweise halte ich länger durch, aber die Hitze forderte bereits ihren Tribut. Meine Haut brannte auch schon ordentlich und so beschloss ich, mich nicht länger der baldigen Mittagssonne auszusetzen und langsam nach Hause zu fahren. Wenn mir mein nur grobschlächtig angelegter Orientierungssinn nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Denn als ich den Weg fuhr, der mich meiner Meinung nach heim führte, sah alles irgendwie anders aus. Nach etwa 20 Minuten nahm ich mein Handy zur Hand und suchte mir die richtige Strecke heraus, denn ich war doch einige Kilometer in die falsche Richtung gefahren. Schlimm war das nicht, ich hatte schließlich Wasser und eine unreife Birne im Bauch, aber trotz LSF 50 auf meiner Haut merkte ich langsam die Wirkung der Sonnenstrahlen auf dem freien Feld, auf dem ich mich gerade herumtrieb. 

 

Der Weg führte abseits der üblichen Routen über einen Schotterweg, auf dem ich im Schneckentempo abwärts rumpelte. Die Luft vor mir flimmerte. Über mir kreiste ein Geier. Oder ein Bussard, aber der Dramatik zuliebe bleibe ich beim Geier. Eine Leiche neben meinem Weg - eine tote Schnecke, aber Leiche ist Leiche. 

 

Weitere 30 Minuten später war ich endlich wieder zuhause angekommen. 

„Das war ganz schön unvernünftig!“, moserte mein mütterliches Ich mit mir. Recht hat sie (ich sag’s ja!), das hätte auch schief gehen können. 

 

Glücklicherweise hat meine Haut wohl die Kurve gekriegt und spannt zwar etwas, aber zeigt sonst bisher keine Spuren eines Sonnenbrandes. 

 

Sonnenbrand und UV-Strahlung

 

Was genau ist ein Sonnebrand? Per Definition ist ein Sonnenbrand das Ergebnis einer akuten übermäßigen Bestrahlung der Haut mit UV-Licht. Das führt zu geröteter, schmerzhafter Haut und kann sogar Blasen, Fieber und Schüttelfrost auslösen - je nach Gradeinteilung. Ein Sonnenbrand ist also nicht anderes als eine Verbrennung der Haut durch ultraviolette Strahlen. Die ersten Symptome treten nach ein bis sechs Stunden auf und erreichen ihren Höhepunkt nach etwas zwölf Stunden, um dann langsam teils unter Ablösung der Haut wieder zu heilen.

 

Folgende UV-Strahlung gibt es: 

  • Die UV-A-Strahlen sind langwellig und dringen in tiefere Hautschichten ein, zerstören dort Stütz- und Bindewegesstrukturen und lassen die Haut altern.
  • UV-B-Strahlung bleibt in der Oberhaut und ist für die Pigmentbildung verantwortlich, aber auch für Schäden an der DNA, die schließlich zu Hautkrebs führen können. 
  • UV-C-Strahlung wird in der Atmosphäre absorbiert und kommt nicht auf der Erde an. 

 

Unsere Augen nehmen ultraviolette Strahlung nicht wahr, auf der Haut fühlen wir sie aber sehr deutlich. Und obwohl wir sie nicht sehen können, sind auch Augenschäden, z.B. der Katarakt, also die Linsentrübung bzw. Grauer Star, oder Hautkrebs am Auge die Folge.

 

Kurz gesagt: UV-Strahlung ist krebserzeugend. Aus dem Grund dürfen junge Menschen unter 18 Jahren nicht in ein Solarium gehen. Inzwischen weiß man, dass jeder Sonnenbrand im Kindesalter das Risiko für die Entwicklung eines Hautkrebses erhöht. Auch dann, wenn im Erwachsenenalter keine Sonnenbrände hinzukommen, was angesichts des gedankenlosen Umgangs mit Sonnenstrahlen eigentlich utopisch ist. Regelmäßig sieht man scheinbar vollkommen sorglos Menschen in der prallen Mittagssonne braten, um jeden Millimeter ihrer Haut einer erst krebsroten, dann irgendwann für wenige Wochen bronzefarbenen, nicht anhaltenden Verwandlung zu unterziehen. In anderen Ländern schützen sich Menschen vor den UV-Strahlen mit langärmeliger Kleidung, weil sie um die Schädlichkeit der Sonne wissen.

 

Natürlich hat die Sonne auch positive Eigenschaften, selbstredend. Ohne Sonne gäbe es kein Leben. Die Sonne sorgt für die Umwandlung einer Vitamin D-Vorstufe in unserer Haut in das aktive Vitamin und ist zudem auch für die Psyche eine Erhellung. 

Übertreibt man es aber, können die Folgen leider unangenehm werden und im schlimmsten Fall zu Hautkrebs führen.

 

Hautkrebs: Schwarz und weiß 

 

Die drei häufigsten Formen von Hautkrebs sind: Das Basalzellkarzinom/Basaliom (80%), das Spinalzellkarzinom/Spinaliom (16%) und das Maligne Melanom (4%). Die ersten beiden nennt man „weißen Hautkrebs“ oder Nicht-Melanom-Hautkrebs (NMSC). Das Maligne Melanom wird schwarzer Hautkrebs genannt. 

Darüberhinaus gibt es einige seltene Hautkrebsarten wie den Morbus Paget der Brustwarze, das Kaposi-Sarkom im Rahmen einer AIDS-Erkrankung oder das kutane T-Zell-Lymphom. Da sie aber nicht in Verbindung mit der Sonne stehen, gehe ich hier nicht weiter auf sie ein.

 

Basaliom

Das Basaliom ist ein Tumor, der aus den Keratinozyten der Haut entsteht und selten metastasiert, also selten Tochtergeschwülste bildet. Es wächst lokal destruierend und zerstört auch Knorpel oder Knochen, sodass er entstellend wirken kann. Er ist recht hartnäckig und Rückfälle sind häufig. So haben 15% der Patienten Rezidive und innerhalb der ersten drei Jahre nach Diagnosenstellung treten bei über 40% der Patienten weitere Basaliome auf. Die Diagnose ist also mit vielen Arztbesuchen, Operationen und Lebensumstellung verbunden. Die Sterblichkleitsrate liegt bei < 1%.

 

Spinaliom

Das Spinalzellkarzinom wird auch Plattenepithelkarzinom genannt und entsteht ebenfalls aus den Keratinozyten. Die Vorstufe ist die Aktinische Keratose, die durch übermäßige Sonneneinstrahlung entsteht, vor allen auf den sogenannten Sonnenterassen, also auf der Kopfhaut, im Gesicht, am Nasenrücken oder auf den Lippen. 

Das Spinaliom wächst schnell, tief und kann ab einer Tumordicke von 2 mm metastasieren, dies tut es vor allem über die Lymphbahnen. Wenn das passiert, sinkt die Überlebensrate deutlich auf ca. 25-50%. Insgesamt liegt die Sterblichkeitsrate bei <5%.

 

Melanom

Das Maligne Melanom entwickelt sich aus Melanozyten, also aus den Zellen, die unsere Hautpigmente herstellen. Entgegen der landläufigen Meinung, dass es nur aus entarteten Leberflecken entstehen kann, findet man diese Krebsart auch im Auge, auf Schleimhäuten, an Hirnhäuten, der Gallenblase oder auf der Dickdarmschleimhaut. Es ist meistens beinahe schwarz pigmentiert, aber wie immer in der Medizin gilt, dass es auch anders sein kann. Es gibt auch Melanome, die nicht schwarz, sondern amelanotisch sind. 

Das Melanom metastasiert früh und hat dann eine sehr ungünstige Prognose. Glücklicherweise werden aber 90% der Tumore früh genug erkannt und können im Gesunden entfernt werden.

 

Es gibt verschiedene Unterarten des Melanoms. Wichtig zu wissen ist, dass auch zwischen den Zehen oder am Genitale Läsionen auftreten können, sowie unter den Nägeln. Diese sehen dann oft wie ein blauer Fleck auf und werden gerne ignoriert. Bob Marley starb an so einem Hautkrebs, da er den Fleck auf eine Fußballverletzung zurückführte, und der Tumor schließlich streute.

 

Was ist wichtig - die 10 Sonnenregeln

 

Wir müssen verantwortungsvoll mit unserer Haut umgehen. Dafür gibt es Tipps, die das Risiko für die Entstehung von sonnenbedingten Hautschäden minimieren.

 

Die zehn Sonnenregeln der Arbeitsgemeinschaft für dermatologische Prävention lauten:

 

1. Meiden Sie die Sonne um die Mittagszeit (zwischen 11 und 16 Uhr).

2. Gewöhnen Sie Ihre Haut nach und nach an die Sonne.

3. Schützen Sie Säuglinge und Kleinkinder vor der prallen Sonne.

4. Der beste Schutz vor Sonne ist: Kleidung, Hut und Sonnenbrille.

5. Tragen Sie vor dem Aufenthalt in der Sonne reichlich Sonnencreme auf alle unbedeckten Körperstellen auf (mindestens Lichtschutzfaktor 30 – „hoch“).

6. Tragen Sie die Sonnencreme wiederholt auf, insbesondere nach dem Baden.

7. Verwenden Sie Sonnencreme nicht, um Ihren Aufenthalt in der Sonne zu verlängern.

8. Verzichten Sie in der Sonne auf Deodorants und Parfüms, so vermeiden Sie Pigmentflecken. Auch manche Medikamente können die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen, lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten.

9. Nutzen Sie den UV-Index (UVI), um die Stärke der Sonnenbestrahlung besser einschätzen zu können.

10. Denken Sie auch im Alltag (Beruf, Sport und Freizeit) an den richtigen Sonnenschutz für sich und Ihre Kinder.

Auch künstliche UV-Strahlung kann die Haut schädigen: Entsprechend den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und anderer Organisationen sollen Solarien nicht genutzt werden. Für Minderjährige ist die Nutzung von Solarien in Deutschland verboten.

 

Wichtig ist mir noch der Hinweis, dass Ihr ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre das Recht auf eine Untersuchung der Haut bei Eurem Hausarzt oder Euerer Hausärztin habt. Das sogenannte Hautkrebsscreening wird von den Gesetzlichen Krankenkassen übernommen. 

 

Von Schönheit zu Dörrpflaume 

 

Wenn das alles nicht abschreckend wirkt, dann hilft vielleicht nochmal der Hinweis, dass die langwellige UV-A-Strahlung im Gegensatz zur UV-B-Strahlung in tiefe Hautschichten eindringt, dort das Stützgewebe der Haut zerstört und diese schneller alt und faltig aussehen lässt.

 

Wie hörte ich es neulich in einer Fortbildung zum Thema Hautkrebs so schön: „Die bronzene Schönheit von heute ist die Dörrpflaume von morgen.“

 

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Quellen:

https://www.skincancer.org/de/risk-factors/uv-radiation/

https://register.awmf.org/assets/guidelines/032-022OLk_S3_Aktinische_Keratosen-Plattenepithelkarzinom-PEK_2020-04.pdf

https://www.hautkrebs-screening.de/download/Fortbildung-Hautkrebs-Screening/Sonnenregeln.pdf

https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/erkrankungen-der-haut/krebserkrankungen-der-haut/maligne-hauttumoren-im-überblick

 

Bild: Pixabay, Stux