Haste Deine Tage, oder was? - Über die Periode, Endometriose und andere "Wehwehchen"

Obacht, es wird persönlich! Ich bin jetzt 43 Jahre alt und schlage mich seit 30 Jahren mit der Periode herum. Dreißig Jahre! Dabei fühle ich mich eigentlich meist so, als wäre ich erst dreißig. 

 

Glücklicherweise gehöre ich nicht zu den Frauen, die sehr unter dem Zyklus leiden - und viel persönlicher wird es jetzt nicht - aber er nervt mich. So könnte man es ausdrücken. Die Bauchschmerzen, die Umstände und die teilweise schlechte Laune, weil es einem körperlich nicht so gut geht.

 

Ich hatte vor ganz vielen Jahren mal einen Freund, der mich damals im Streit feixend anblökte: „Boah, haste Deine Tage, oder was?“

Meine Reaktion war so einfach, wie logisch: „BOOM!“ Eine Explosion war nichts dagegen. Und diese Explosion war nicht hormonell bedingt, sondern der Tatsache geschuldet, dass ich diesen Spruch sehr respektlos finde. Eine Frau, die mal sauer ist und ihre Meinung auf den Tisch bringt, muss schließlich hormonell verwurstet und nicht ganz zurechnungsfähig sein. Stimmt’s?

 

Denn schließlich sagt uns schon die Werbung, dass die Menstruation keine Krankheit ist und wir uns von ihr nicht aufhalten lassen sollten! Wir bräuchten nur das richtige Hygieneprodukt! Tampons gedreht oder verzwirbelt, Binden mit oder ohne Flügel, duftend oder neutral. Dann, ja dann könnten wir alles machen! Sport, in weißen Hosen popowackelnd shoppen gehen, Sex und zum Mond fliegen! 

 

Außerdem muss man sich ja auch nicht ganz so anstellen, die Periode ist schließlich keine Krankheit. Frauen gewöhnen sich ja auch daran, nicht wahr? Eigentlich braucht man nicht mal eine Schmerztablette, eine Wärmflasche genügt, wenn man manchen Ratschlägen meist männlicher Ärzte und Apotheker glauben mag. 

 

Dass viele Frauen wirklich leiden, wird wenig wahrgenommen. Denn wie gesagt: man gewöhnt sich irgendwie tatsächlich daran, dass der monatliche normale Ausnahmezustand einsetzt. Aber manchmal steckt eben doch eine Krankheit dahinter, und die hat es in sich.

 

Endometriose - Monatliche Blutungen, wo sie nicht hingehören

 

Salopp gesagt ist eine Endometriose das Vorhandensein von Gewebe, das dem Endometrium (Gebärmuztterschleimhaut) ähnelt, an falschen Stellen des Körpers. Also da, wo es nicht hingehört: In der Muskulatur der Gebärmutter, außerhalb dieser, an den Eierstöcken, am Darm und es kann sogar in der Lunge oder sehr selten im Gehirn auftreten. Das Gewebe reagiert auf die hormonellen Signale und blutet zu Zeiten der Menstruation. Blöderweise kann das Blut aber nicht abfließen - Schmerzen, Zysten und Entzündungsreaktionen sind die Folge. 

 

Warum eine Endometriose entsteht, dazu gibt es einige Theorien, aber keine definitiv benannte Ursache. Von verschleppten Schleimhautzellen bei retrograder Menstruation (Blut fließt „rückwärts“ über die Eileiter in den Bauchraum), über genetische Ursachen, Umweltgifte und Entwicklung aus Zellen, die eigentlich eine andere Aufgabe haben, ist Vieles geboten. Was man aber weiß ist, dass das Risiko für eine Endometriose bei Frauen steigt, die sehr früh ihre Periode bekamen und sehr lange bluten. Die Unterdrückung der Menstruation durch „die Pille“ und andere hormonelle Kontrazeptiva reduziert das Risiko, eine Endometriose zu entwickeln.

 

Die Symptome sind vielfältig: Starke Schmerzen bei der Periode, verlängerte Periode, Erbrechen, Übelkeit, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, erhöhte Temperatur, Schmerzen beim Stuhlgang/Wasserlassen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Unfruchtbarkeit. Ferner kommen manchmal Stimmungsschwankungen, nächtliches Schwitzen oder Schlafstörungen hinzu.

Etwa 50% der Betroffenen haben keine Symptome oder nur geringe. 

 

Symptomatisch kann man Schmerzmittel einsetzen, wobei das oft allgemeine Krankheitsgefühl bei der Endometriose damit nicht verschwindet. Operative Sanierungen der Endometrioseherde helfen bei Verwachsungen und werden bei unerfüllten Kinderwunsch durch die Erkrankung eingesetzt. Ferner gibt es verschiedene medikamentöse Ansätze durch die Pille und andere Hormonpräparate (GnRH-Analgoa), die aber in den letzten Jahren keine ausreichende Wirkung gezeigt haben. 

Prinzipiell scheint eine gesunde Lebensführung zu helfen, als da wären: Normalgewicht anstreben, reichlich pflanzliche Kost essen und Omega-3-Fettsäuren (z.B. Lachs) zu sich zu nehmen. Mediation und Yoga soll auch helfen, aber ich möchte mal die Frau mit starken Schmerzen sehen, die sich in Trance meditieren oder den Sonnengruß zelebrieren kann. Wobei… mit der richtigen Binde oder dem Tampon mit gedrillten Linien klappt ja alles, haben wir gelernt. 

 

Es werden auch teilweise naturheilkundliche Ansätze verfolgt, sowie komplementärmedizinische, die aber nicht durch Studien belegt sind und keinen nachgewiesenen Nutzen haben (z.B. TCM). 

Es sei mir verziehen, dass ich bei der Therapie der Endometriose an die Gynäkologinnen und Gynäkologen verweise. 

 

Hygieneprodukte für alle?

 

Was ist nun die Quintessenz? Wir benötigen mehr Forschung, was die Endometriose angeht. Oft sind Periodenschmerzen nicht einfach nur so e bissi Unterleibsziehen, sondern die Betroffenen fühlen sich wirklich krank. Je nach Stärke der Blutung muss man alle zwei bis drei Stunden die Vorlage, den Tampon oder die Menstruationstasse wechseln, und dafür benötigt man eine saubere Sanitäranlagen und Hygieneprodukte. Fände man dort auch Hygieneprodukte vor, wie es auch manche Arbeitgeber:innen anbieten, dann erleichtert das die Tage sehr. Klopapier gibt es schließlich auch frei für alle. Dennoch finde ich nicht, dass die Mensruationsprodukte generell kostenlos sein sollten. Um bei dem Beispiel mit dem Toilettenpapier zu bleiben: für zuhause kaufe ich es ja auch selbst. Und Männer haben andere Produkte des täglichen Bedarfs, die wir Frauen nicht brauchen. Aber das ist meine persönliche Meinung.

 

Mehr Wissen nötig, auch über die Periode an sich

 

Letztlich fände ich einen aufmerksameren Umgang mit dem Thema gut, vor allem mehr Aufklärung. Denn es ist erschreckend, wie wenig manche Menschen (alle Geschlechter) über die Funktionsweise der Menstruation wissen. Beispielsweise ist Manchen nicht bekannt, dass eine Periode im Schnitt nach 28 Tagen Zykluslänge einsetzt, der erste Tag der Periode Tag eins des Zyklus ist und eine Frau nur 24h Stunden pro Zyklus schwanger werden kann. Aber Achtung! Da Spermien sich im Körperinneren der Frau wohl fühlen, überleben sie dort fünf bis sieben Tage und können ganz gemütlich auf den Eisprung warten, von dem wir ja auch nicht immer wissen, wann er einsetzt. 

Fachlich gesprochen: er setzt 14 Tage vor Einsetzen der nächsten Periode ein. Das heißt, die erste Zyklusphase ist bei einem lang dauernden Zyklus die lange Phase. Die zweite Zyklushälfte ist fast immer 14 Tage lang, ausgenommen bei einer Progesteronschwäche. 

 

Ich persönlich möchte gar kein großes Trara um die Periode (dann hieße sie ja MensTRARAtion… Grundgütiger, Verzeihung), aber etwas Verständnis für den Leidensdruck, der dabei entstehen kann. Und eine große Portion Spaghettieis.

 

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Bild: 愚木混株 Cdd20, Pixabay