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Jauchzet und frohlocket!

 „Sohn, erzähl mir einen Witz“, sage ich zum Sohn als Vorbereitung auf meinen Blogbeitrag. Das war sein Stichwort. Jetzt müsste ich eigentlich Ohropax verwenden, denn das nimmt nun kein Ende mehr. 

 

„Was ist gelb und tut weh, wenn man es an den Kopf bekommt? - Ein Bagger!“ Er schüttet sich aus vor Lachen, ich kichere ebenfalls.

 

Er redet sich aber gerade erst warm. „Die Mutter sagte zu Fritzchen…“

 

Oh oh, jetzt kommen die Fritzchen – Witze, was habe ich mir dabei nur gedacht? Das Ende ist nahe. Eruptive Lachanfälle durchbrechen die coronageschwängerte Stimmung. Und was passiert? Ich lache mit. Schon alleine durch sein haltloses Gekicher muss ich auch schmunzeln. Im Hintergrund fängt der Bruder ebenfalls das Gackern an. 

 

Lachen geht fast immer

 

Ihr kennt das auch, oder? Eigentlich findet man manche Dinge überhaupt nicht lustig. Nicht mein Humor, langweilig, geschmacklos, flach, unterirdisch, voll niveaulos, ey. Wir sind doch erwachsenen, wir lachen stets nur über gehobene Witze, lächeln gnädig und amüsieren uns nur selten. 

Wir haben eben alle eine andere Art von Humor. Aber wenn jemand vor uns sitzt und sich vor Lachen schüttet, geht es einfach nicht spurlos an uns vorbei und wir müssen früher oder später mitlachen.

Gerade in dieser Krisensituation tut es wirklich gut, mal nicht an das Ernste oder Schlimme zu denken, sondern sich über Blödsinn zu beömmeln.

 

Ich habe meine Doktorarbeit in der Kinderonkologie geschrieben. Wenn man dort einige Wochen erlebt hat, kann einem das Lachen wirklich vergehen. Und doch habe ich es als einen Ort erlebt, an dem das Leben tobte und das Lachen laut über die Flure hallte. Wenn es den kleinen Patienten gut ging, sie keine Schmerzen oder Übelkeit erleiden mussten, dann lachten sie. Lärmend und lachend liefen sie über die Flure, saßen in der Spielecke und strahlten über das ganze Gesicht. Die Klinik-Clowns trieben zusätzlich ihr reizendes Unwesen, und die Kinder freuten sich immer, ihre rotnasigen Helden zu sehen. Lachen ist Medizin. Lachen ist gesund. Das weiß auch der Volkmund.

 

Was ist Lachen eigentlich?

 

Lachen ist nicht nur Ausdruck von Freude. Es ist eine körperliche Reaktion, die normalerweise Ausdruck auf eine komische Situation ist. Ursprünglich war das Lachen eine Drohgebärde, bei der man Zähne zeigte. Es demonstrierte Kraft und Stärke, seine (gesunden) Zähne zu blecken und konnte dadurch eine Gruppe miteinander verbinden, wenn diese „gleich stark“ war. Man vermutet, dass Lachen eine grundlegende Kommunikationsform ist, weil die „Lach-Region“ im Gehirn älter ist als das Sprachzentrum. Daraus entwickelte sich wohl das Lachen, und das verbindet uns in einer Gruppe miteinander.

 

Diese Gesichtsverrenkung, bei der 17 Gesichts- und bis 80 Körpermuskeln involviert sind, kann aber auch Ausdruck von Aggression sein, von Freundlichkeit (zum Beispiel beim Grüßen) oder auch von sexueller Erregung (Kichern). 

Wir lachen, wenn wir fröhlich sind, wenn wir nervös sind oder auch wenn wir Angst haben. 18 verschiedene Arten des Lachens kennen wir, und dennoch kann das motorische Muster eines ehrlichen Lächelns nie bewusst imitiert werden.

 

Was passiert, wenn wir lachen?

 

Betrachtet man den Ablauf des Lachens, sieht man eine schnelle Abfolge von schnell ausgestoßener Luft, bei der ein Schall entsteht. Das Zwerchfell zieht sich rhythmisch zusammen und die Stimmbänder ebenfalls. Die Einatmung beim Lachen erfolgt in einem langen, tiefen Atemzug. Gleichzeitig kommt es zum Zusammenziehen der mimischen Gesichtsmuskeln: Heben der Mundwinkel, Öffnen des Mundes, Fältchen um die Augen bilden sich, die Anzeichen eines ehrlichen Lachens sind. Die Muskeln der Augenbrauen, der Nasenflügel, der Mundwinkel, um die Augen, das Zwerchfell - sie alle spielen mit. Sogar die Blasenmuskulatur kann sich entspannen, weswegen man sich vor Lachen in die Hose macht. 

Fehlt das schnell ausgestoßene Ausatmen, ist es kein Lachen sondern ein Lächeln.

 

Lachen ist gesund - Atmung, Puls, Immunsystem

 

Die schnelle Atmung sorgt für eine bessere Durchlüftung der Lunge und transportiert Sauerstoff besser, als im Normalzustand, die Lungenfunktion wird also gestärkt. Der Puls steigt an, die Durchblutung wird angeregt und der Blutdruck gesenkt.

 

Auch unser Immunsystem profitiert von ein paar Lachanfällen pro Tag, denn die Anzahl der Killerzellen im Blut steigt an. So genesen wir bei Erkältungen schneller. Auch  die Blutspiegel von Interferonen und Antikörpern werden durch das Lachen erhöht, Endorphine, die Glückshormone, werden ausgeschüttet. Die Stresshormone Adrenalin und Cortison nehmen ab, wodurch sogar das Schmerzempfinden verringert wird.

 

Und abgesehen von den körperlichen Reaktionen stellt man ja selbst fest, dass es einem nach einem ordentlichen Lacher besser geht. Man gewinnt Abstand zu manchen Situationen und kann diese neu durchdenken. Man wird positiver und sympathischer wahrgenommen und ist im Sozialleben erfolgreicher. 

 

Der Vollständigkeit halber möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es auch ein Pathologisches Lachen gibt: Nach Schlaganfällen oder bei anderen Hirnschädigungen können unwillkürliche Lachanfälle unabhängig von der Stimmung der Betroffenen auftreten. Das ist maximal belastend für die Patienten. 

 

Ferner gab und gibt es bei bestimmten Vorerkrankungen durch die „Lachbelastung“ auch das Auftreten von Herzrhythmusstörungen, von Leisten- oder Bauchwandbrüchen (Hernien) oder zum Verschlucken und Aspirieren von Lebensmitteln oder Gegenständen. 

Im Großen und Ganzen sind solche Ereignisse aber eher selten (außer das Verschlucken) und die Vorteile überwiegen. 

 

Das Lachen üben 

 

Bei der Recherche für den Artikel war es allerdings nicht ganz einfach, gute Literatur zu finden. Die Lachforschung, die Gelotologie, scheint nach wie vor ein Nischendasein zu fristen. Wieso eigentlich? Es ist wie mit dem Sprechen, dem Kommunizieren - es scheint etwas zweitrangig geworden zu sein, dabei ist die Nachfrage nach Lachen doch groß. Wir sind keine sehr fröhliche Gesellschaft, was sehr schade ist. 

 

Ich persönlich brauche das Lachen wie die Luft zum Atmen. Wenn ich mal durch irgendwelche Umstände einige Tage nicht gelacht habe, fehlt mir etwas. Kinder lachen bis zu 400 mal am Tag, Erwachsene maximal 20 mal. Das sollten wir ändern, auch wenn es uns in Anbetracht der Krise nicht leicht fällt.

 

Es gibt sicherlich jetzt den einen oder anderen, der sagt: „Ich verliere gerade meine Existenz“ oder „Ich sehen den gesamten Tag die schlimmen Fälle“, die mögen mir meinen Versuch, die generelle Situation ein bisschen anders zu bewerten, verzeihen. Natürlich ist nicht jedem nach Lachen zumute und viele werden nach der Krise professionelle Hilfe benötigen. Ich möchte nicht anmaßend oder respektlos wirken. Ich habe einige Krisen bewältigen müssen in meinem Leben, aber das Lachen kehrte immer zurück. Möge es bei uns allen diesmal auch so sein. 

 

Aber man kann sogar mit einem kleinen, künstlichen Lachen eine bessere Stimmung erzeugen. Probiert es aus: Mundwinkel anheben und grimassieren. Und plötzlich lächelt es sich etwas leichter. Oder den Nachbarn ein Lächeln schenken. Oder fremden Menschen auf der Straße. Macht ein paar Fisimatenten. Lest euch selbst ein Kinderwitzebuch vor. Auch nicht gerade meine Passion, weil die Witze oft unterirdisch sind, aber alleine deswegen drehen sich die Augäpfel gen Schädeldecke und man muss unweigerlich grinsen. Der erste Schritt ist getan.

 

Und wenn es denn dann auch noch gesund ist und wir aktuell sowieso alleine in der Bude hocken, können wir uns ja auch gepflegt vor unseren Topfblumen blamieren. 

 

Jetzt möchte ich natürlich nicht, dass meine Empfehlung als alternative Heilmethode gegen das Coronavirus verbreitet werden und sich infolgedessen die Hälfte der Weltbevölkerung (weil wahrscheinlich so viele Menschen diesen Blog lesen, ganz bestimmt), den imaginären Alu-Hut aufsetzt und mich in die Schwurbel – Ecke verbannt. Aber es täte uns allen gut, momentan ein wenig zu lachen.

 

Zu guter letzt daher noch ein letzter Kracher: 

„Ein Indianer geht zum Frisör. Als er wieder rauskommt, ist sein Pony weg.“

 

 

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Quelle: Alexas_Fotos, Pixabay